English Version
Die Wurzelspirale |
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Wenn man die Wurzelspirale als hübsche Anwendung des Satzes von Pythagoras ansieht und sich vielleicht noch fragt, bei welcher Hypotenusenlänge sich die Dreiecke erstmals überschneiden, so kann man hier aufhören. Zeichnet man die Wurzelspirale weiter, so drängen sich allerdings neue Fragen und Vermutungen auf, deren Beantwortung durchaus anspruchsvoll ist. |
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Bei einer vollen Umdrehung beträgt der gesamte Winkelzuwachs 2Pi, der Radienzuwachs demnach für große n ungefähr halb so viel, also Pi. DIese Argumentation "beweist" allerdings nur Punkt 1. Zur genaueren Untersuchung ziehen wir die Eulersche Summenformel heran. |
Die Eulersche Summenformel macht eine Aussage über die Summe von Funktionswerten einer hinreichend oft differenzierbaren Funktion: (1) Dabei sind Br die Bernoulli Zahlen und R(k,a,b) ein Restglied, das von dem beliebig zu wählenden Parameter k >=1 abhängt. Es gilt R(k,a,b) = (2) wobei Bk(x)
das k-te Bernoulli-Polynom darstellt. |
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Wir benutzen die Formel (1) jetzt, um den Gesamtwinkel φ(n-1) der ersten n -1 Dreiecke der Wurzelspirale zu bestimmen. Es gilt φ(n -1) = , wobei f(x) = , n>=1. In (1) und (2) wählen wir deshalb a=1 und b=n. | ||
Mit Hilfe einer Abschätzung von D.H. Lehmer (American Mathematical Monthly, volume 47, pages 533–538 (1940)), welche zeigt, dass |Bk(x)| in [0,1] im Wesentlichen durch beschränkt ist, lässt sich folgern, dass für f(x) = der Grenzwert von R(k,1,n) in (2) für n → ∞ existiert und außerdem |R(k,1,∞)| < || gilt. Dies bedeutet, dass es eine (von k abhängige) Konstante C gibt, so dass sich φ(n -1) beliebig genau durch (3) annähern lässt, wenn nur n entsprechend groß gewählt wird. |
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Wir führen jetzt eine Taylorentwicklung von (3) bei n = ∞ bis zur Ordnung g durch und ersetzen durch r. Es lässt sich zeigen, dass die Terme bis zur Ordnung g unabhängig von k sind, solange k≥g. Mit Mathematica lässt sich diese Berechnung folgendermaßen durchfürhen g=6;(*Beispiel für Ordnung 6*) Bei Entwicklung bis zur Ordnung g erhalten dann mit einer universellen Konstanten K φ(r)= +.... +O(1/r2g+1) (4) Dabei ist r = die Länge der Hypotenuse des n. ten Dreiecks und φ(r) der Gesamtwinkel der ersten n Dreiecke der Wurzelspirale. Weiter unten zeigen wir, das K =
- 2.157782996659446220929... |
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In 0. ter Näherung erhalten wir φ(r) ≈ K + 2r bzw. r(φ) ≈ φ/2 - K/2. Damit ist die 2. und 3. Frage beantwortet. Es handelt sich für r → ∞ um eine Archimedische Spirale mit a = 1/2 und b = - K/2. In 1. ter Näherung erhalten wir φ(r) ≈ Diese Approximation ist auch für kleine r bereits sehr gut. Die in Polarkoordinaten angegebene Kurve | ||
Zur Berechnung von K benutzen wir, dass sich φ(r) als Winkelsumme der ersten r2 -1 Dreiecke darstellen lässt, φ(r) =. Damit ergibt sich K= Berücksichtigt man hier als höchste Potenz 1/r199 (Ordnung g=100), so reicht r=1000, um K auf über 500 Dezimalstellen zu berechnen: -2.1577829966594462209291427868295777235041395986075624551548955508588696 4679660648149669429894639608987102644546323483961396103365725327148173 9579479801536750444925748198547939566054940816567775604693493057715919 0945928100837411349116272651336708202501350168270658030350299970069914 8589432178461865957563786712790315362413585001910510808455216340245422 8911282399073166806234610266777983466325557657663517559712701836275736 9358836893290416857329718037369573784377741773721084014784261501403379 18331837199800001.......K lässt sich auch alternativ auch sehr elegant als unendliche Reihe mit Hilfe der Riemannschen Zetafunktion berechnen ( D. Brink, The spiral of Theodorus and sums of zeta-values at the half-integers, The American Mathematical Monthly, Vol. 119, No. 9 (November 2012), pp. 779-786.) |
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φ(r) = +.......... ist auch eine gute Ausgangsbasis für eine differenzierbaren Fortsetzung für alle reellen r>0, (siehe D. Gronau: The spiral of Theodorus. Amer. Math. Monthly 111, 2004, 230-237). Während Gronaus Darstellung für φ(r) sehr langsam konvergiert, gibt die Darstellung (4) entwickelt bis zu einer bestimmten Ordnung g eine beliebig genaue Näherung für alle r≥ Rg , wobei Rg von der Ordnung g der Näherung abhängt.
kann man mit geignet groß gewähltem n die Näherung (4) auch für 0< r< 1 benutzen. In dem Geogebra-Applet werden Terme bis zur Ordnung g=7 verwendet und n=10 benutzt. Dies garantiert einen maximalen Fehler < 10-10 bei φ(r) für alle r>0. | ||
Die folgenden Funktionen sind sehr gute Approximationen sowie untere und obere Schranken für φ(r) mit einem Fehler der Ordnung O(1/r3): φL(r) = φU(r) = Dass dies gilt, sieht man an den Taylorreihen von φL(r) and φU(r) - entwickelt an r = ∞ - und der Vergleich mit Gleichung (4), die den Term 1/(120 r3) enthält: φL(r) = φU(r) = Erstaunlicherweise gilt sogar φL(r) < φ(r) < φU(r) for all r≥0, wie folgende Graphen zeigen:
φ(r) - φL(r) φU(r) - φ(r) φL and φU haben einfache Umkehrfunktionen.. Mit a = (φ - K)/2 erhalten wir: rL(φ) := φU-1(φ) = , und rH(φ) := φL-1(φ) = und somit rL(φ) < r(φ) < rH(φ), φ > Sqrt[6]/3 + K | ||
Die Folge A072895 der On-Line Encyclopedia of Integer Sequences ist als die kleinste Anzahl von Dreiecken definiert, mit der die Spirale gerade die k-te Drehung vollendet hat. Die Folgenglieder sind 17, 54, 110, 186, 281, 396, 532, 686, 861, 1055, 1269, 1503, 1757, 2030, 2323, 2636, 2968, 3320, 3692, 4084, 4495, 4927, 5377, 5848, 6338..... Es gilt dann rL(2kπ) < r(2kπ) < rH(2kπ) und wegen n = r2 -1 Floor[ rL(2kπ)2 ] ≤ A072895(k) ≤ Floor[ rH(2kπ)2 ] Für alle k≤1 000 000 000 gilt Floor[ rL(2kπ)2 ] = Floor[ rH(2kπ)2 ], also haben wir A072895(k) = Floor[ rL(2kπ)2 ] = Floor[ (kπ - K/2)2 - 1/6 ] , k≤1 000 000 000 und auch A072895(k) = Floor[ rH(2kπ)2 ] = Floor[ (kπ - K/2)2 - 1/6 + 1/(12kπ - 6K)2 ], k≤1 000 000 000
Folgendes Mathematica Programm berechnet A072895(k) : a[k_]:=Module[{ a= -K/2 + kπ, b}, b = a2 - 1/6; If [Floor[b]==Floor[b+1/(12 a)2], Floor[b], Undefined]] Unter der Annahme einer Gleichverteilung mod 1 ist die Wahrscheinlichkeit für Floor[b] != Floor[b+1/(12 a)2] für jedes k dann 1/(12kπ - 6K)2. abschätzen. Mit großer Wahrscheinlichkeit gilt also a[k]= A072895(k) für alle k. | ||
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